In Memoriam Gottfried Schödl
Als 15-Jähriger entdeckte Gottfried Schödl beim 1. Meidlinger Athletenklub seine Liebe zum Gewichtheben. Nach der Heimkehr vom Einsatz im Kriegsdienst an der Ostfront nahm er noch 1945 seine sportliche Tätigkeit in Meidling wieder auf und war alsbald auch als Funktionär tätig. Seine Faible galt der Dokumentation und Pressearbeit im Verein, in Wien und auch bundesweit. So gründete er 1952 die Zeitung „DER Gewichtheber“ und betreute dieses Projekt bis 1989. Die Zeitung ist bis heute das offizielle Verbandsorgan.
Ab 1964 arbeitete Schödl für das Büro des internationalen Verbandes (Weltverband). 1972 erklomm der Wiener die Spitze seiner Karriere. Er wurde in München während der Olympischen Spiele zum Präsidenten der International Weightlifting IWF gewählt. Diese Funktion übte bis ins Jahr 2000 aus. In diesen 28 Jahren durchwanderte die Welt des Gewichthebens politische Interessen, die Spannungen West-Ost, die Auflösung der Sowjetunion und Bildung neuer Staaten. Nicht dabei zu vergessen ist der Kampf gegen Doping. Trotz dieser Probleme entwickelte sich das Gewichtheben enorm. Mit Schödls umfassendem Wissen, seiner Diplomatie, seines Stils der Artikulation, gepaart mit kommunikativem Talent schaffte es der Österreicher, Freund und Feind aus aller Welt zu vereinen. Gewichtheben wurde zur Weltsportart mit über 180 Mitgliedsländern. So wurde der IWF Präsident 1993 von IOC Präsident Antonio Samaranch mit dem Olympischen Orden ausgezeichnet.
Der Verfasser dieses dieser Zeilen, schon 1998 bis 2001 und derzeit seit 2013 ÖGV-Präsident, Freund und Schüler Schödls, weiß um die Verdienste von „Mister Weightlifting“ sehr gut Bescheid. Sämtliche Grundlagen und Strukturen, auf die auch heute der Fachverband noch baut, stammen aus der Feder von Gottfried Schödl. Bis in seine letzten Lebensjahre arbeitete er mit Akribie an Statistiken. Die Dokumentationen, die er hinterlässt, sind von unschätzbarem Wert. Noch höher einzuschätzen ist die persönliche Bekanntschaft, die Gegenwart und Zeit mit dieser außergewöhnlichen Persönlichkeit gehabt haben zu dürfen.
In immerwährendem Andenken und Dankbarkeit
Österreichischer Gewichtheberverband
Gerhard Peya
LEBENSLAUF Gottfried Schödl
- 28.07.1924: in Wien geboren
- 1930-1938: Volks- und Hauptschule
- 1938: halbjährige Lehrzeit als Büropraktikant und Handelsschule
- 1939-1942: dreieinhalbjährige Lehrzeit als Werkzeugmacher
- 09.09.1939: Sportbeginn als Aktiver beim I. Meidlinger Athletenklub
- 15.10.1942: Einberufung nach Freistadt als Panzerjäger
- 15.01.1943: Einberufung zum ROB-Lehrgang in Freistadt, Beförderung zum Gefreiten
- 25.05.1943: an die Ostfront
- 19.10.1943: Beförderung zum Unteroffizier
- 02.05.1944: Fahnenjunkerschule Wischau in Tschechien
- 01.06.1944: Beförderung zum Feldwebel
- 25.07.1944: Beförderung zum Leutnant, an die Ostfront
- 01.10.1944: Beorderung nach Allenstein im Emland (Masuren) als Chef einer Panzerkompanie
- 31.12.1944: Beorderung als Schießlehrer nach Putlos. Truppenübungsplatz in Schleswig-Holstein
- 15.01.1945: Beorderung zurück an die Ostfront
- 06.05.1945: Armverwundung – durch CSSR und Oberösterreich zurück nach Wien (24 Tage unterwegs)
- 14.06.1945: Wiederaufnahme der aktiven Betätigung beim I. Meidlinger AK, Start in der Kampfmannschaft bis 1952, außerdem Schriftführer und Technischer Leiter des Klubs
- 1946: Herausgabe der “Meidlinger Nachrichten” und “Austrian News” bis 1952, 23.02.1946: Eheschließung mit Johanna Weiß, 21.06.1946: Sohn Gottfried geboren
- 1947: Ausbildung und staatliche Prüfung als Trainer für Gewichtheben, Kassier und Schriftführer des Bezirkes Wien-Süd
- 1950: Kooptierung in den ÖGV-Vorstand als Referent für Nachwuchsfragen und zur besonderen Verwendung
- 1952: Gründung und Herausgabe der Verbandszeitung “Der Gewichtheber” (bis September 1989), Prüfung zum Kampfrichter; Aufbau des ÖGV-Jugendsports, 02.02. Sohn Herbert geboren
- 1953: Wahl in die neugeschaffene Funktion eines Jugendsportwartes; Leiter des “ÖGV-Expertenteams”
- 1954: Pressechef für die Weltmeisterschaft in Wien und Sprecher, Absolvent des Trainerseminars an der Sporthochschule Köln, silberne Ehrennadel des SC Kufstein
- 1955: Wiederwahl als Jugendsportwart und Verantwortung für das gesamte Ausbildungswesen
- 1956: Betrauung mit der Funktion des Sportwartes und Aufnahme der Tätigkeit als Generalsekretär des ÖAKV und ÖARV
- 1957: 8-wöchige Lehrtätigkeit als Lehrbeauftragter der Sporthochschule Ljubljana sowie Betreuung der jugoslawischen Nationalmannschaft in Rovinj und Opatija, Nachwuchstrainer des SC Wacker, 5. April Scheidung von Ehefrau Johanna
- 1958: 2monatige Lehrtätigkeit an der Sporthochschule Ljubljana, Ausbildungstätigkeit in den Dachverbänden ASVÖ, ASKÖ und Union, 3. März: Verleihung ÖGV-Ehrennadel in Silber
- 1959: 10. Juli Eheschließung mit Renee
- 1960: Internationaler Kampfrichter
- 1961: Pressechef im Organisationskomitee für die Weltmeisterschaften in Wien, Gründungsmitglied des Donaupokalturnieres und Generalsekretär der Donauländer bis 1968
- 1962: Absolvent des I. FIHC-Trainerseminars; Lehrbeauftragter des Bundesministeriums für Unterricht und Kunst
- 1964: Ernennung zum Nationaltrainer; Mitglied der österreichischen Olympiamannschaft, Wahl in die Exekutive der FIHC, Absolvent des II. FIHC-Trainerseminars, FIHC-Auszeichnung für langjährige Öffentlichkeitsarbeit
- 1965: Referent für Schiedsrichterwesen im Weltverband
- 1966: Gründungsmitglied der ÖGV-Landesverbände Niederösterreich und Wien
- 1968: Vizepräsident des Weltverbandes, Redakteur der Ärztekammer für Wien (bis 1973, bis 1978 als externer Sachbearbeiter), 5. März Enkel Martin geboren
- 1969: Gründungsmitglied des Europaverbandes, Vizepräsident und Präsident der Technischen Kommission des Europaverbandes, Wahl als ÖGV-Präsident, Ehrenmedaille in Gold der FHI, bis 1970 Lehrbeauftragter des Bundesministeriums für Unterricht und Kunst für die staatliche Trainerausbildung
- 1972: 25. August Wahl zum Präsidenten des Weltverbandes
- 1973: Verleihung der Ehrenbürgerschaft des US-Staates Oklahoma, Ehrenmedaille in Gold der Stadt Madrid
- 1974: Ehrenzeichen in Gold und Ehrenmitgliedschaft des Tiroler Verbandes
- 1975: Ehrenzeichen in Silber der Republik Österreich, Ehrenmedaille in Gold der Stadt Marseille, Ehrenbrief und Ehrenmedaille in Gold der Hochschule für Sport und Körperkultur in Bagdad
- 1976: Wiederwahl als IWF-Präsident; Ehrenzeichen in Gold des NÖGV
- 1977: Ehrenpräsident des Europaverbandes; Ehrenmitglied des AC Rollfix-Bregenz
- 1978: Gründungsmitglied des Afrikanischen Verbandes, 27 March Golden Award der South-East-Asia-Association
- 1979: 19. September verwitwet durch den Tod Renee
- 1980: Wiederwahl IWF-Präsident; Golden Award der IWF
- 1981: Ehrenmedaille in Gold der Stadt Lille
- 1982: Golden Award des Asiatischen Verbandes, 17. März Eheschließung mit Eva
- 1983: Ehrenzeichen in Gold des Wiener Verbandes
- 1984: Wiederwahl IWF-Präsident, Madjara-Konnik-Orden der Volksrepublik Bulgarien, Ehrennadel in Gold des Dänischen Verbandes, Ehrenring in Gold der DAWA und des Wiener Verbandes
- 1985: Ehrenmedaille in Gold und Ehrenmitgliedschaft des italienischen Verbandes, Ehrenzeichen in Gold der CSSR-Stadt Chodov
- 1986: Ehrenzeichen in Gold des bulgarischen Sportministeriums
- 1988: Wiederwahl IWF-Präsident, Australische Verdienstmedaille der “Legion of Frontiersmen”, “Distinguished Service Award” der IFBB
- 1989: 29. September: Beendigung aller Aktivitäten für den ÖGV
- 1990: ÖGV-Ehrenring in Gold
- 1992: 19. September Rückkehr in den Bundesvorstand des ÖGV, 15. November Wiederwahl IWF-Präsident, Honour Gold Chain der IWF
- 1993: 14. November Verleihung “Olympic Order” in Melbourne durch IOC-Mitglied Paul Wallwork im Namen des IOC-Präsidenten
- 1996: Award of Honour der Indian Weightlifting Federation
- 1998: Finnischer Verdienstorden
- 2000: 8. Dezember Ende als IWF Präsident, Ehrenpräsident der IWF
Allgemeines
Teilnahmen, respektive in leitender Funktion bei Olympischen Spielen: 1952 und 1960 und danach alle bis 2000 (11)
Weltmeisterschaften: 1938, 1950, 1951, 1953-1955, 1958, 1959, 1961-1966, 1968-1987, 1989-1991, 1993-2000
sowie sämtliche Junioren- und Frauen-Weltmeisterschaften.
Lieber Gottfried, mein Freund!
Danke, dass ich Dich kennenlernen durfte. Du warst immer ein Väterlicher Freund für mich.
Danke für die schöne Zeit bei den einen oder anderen Internationalen und Nationalen Wettkämpfen.
Wie man bei Dir gesehen hat, Gewichtheben kann einen bis ins Hohe Alter Jung halten und darum liebe ich diesen Sport sehr. Es ist zwar traurig, dass Du gehen musstest, aber Du hattest ein langes, schönes und erfülltes Leben unter deinesgleichen!
Was aber am wichtigsten ist, Du hast viel von Dir zurück gelassen und an das erinnere ich mich sehr gerne!
Danke dafür lieber Gottfried
Ruhe in Frieden
Dein Freund
Norbert Dursti